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Endlich wieder Montag – Arbeiten zwischen Verpflichtung und Verlockung

Der Montag ist ein ganz besonderer Tag. Das können wir schon in der Bibel nachlesen. Denn der Verantwortliche hat sich wohl dabei etwas gedacht, als er ausgerechnet montags mit der Schöpfung begann. Warum hat er nicht dienstags angefangen oder donnerstags? Nein, es musste der Montag sein. Er wusste, was er da tat. Montag war der Spaßtag. Montag war der erste Tag seiner neuen Schöpfung. Kurz: Der Montag war der allererste Arbeitstag. Aber irgendetwas ist seitdem gewaltig schief gelaufen. Muss das so bleiben. Im Folgenden erfahren Sie, warum nicht.

Heutzutage scheint Arbeit nichts Erfreuliches oder Schöpferisches mehr zu haben, ganz im Gegenteil. Die Menschen plagen und mühen sich und schleppen sich zum „Job“. Sie quälen sich fünf Tage lang, nur damit sie am Wochenende dann endlich Spaß haben dürfen. Dabei gehen die betrieblichen Krankenstände seit Jahren zurück. Das kontinuierliche Sinken liegt aber nun nicht daran, dass die Menschen ihre Arbeitsfreude neu entdeckt hätten. Nein, sie haben schlicht Angst, ihre doch so ungeliebte Arbeit zu verlieren.

Sie sitzen mit triefender Nase am Schreibtisch oder stehen mit schmerzendem Rücken hinter dem Verkaufspult , erledigen lustlos, was eben getan werden muss und beklagen dann nach Feierabend zuhause ihr trauriges Schicksal. An dem natürlich immer die anderen Schuld sind: der Chef, die Gesellschaft oder die Politik. Und so leben sie irgendwann nur noch auf den Urlaub hin, um sich am Strand oder in den Bergen vom Arbeiten zu erholen.

Arbeitsfrust ist erlernt

Arbeit macht wirklich keinen großen Spaß. Sie strengt an. Sie nervt. Sie stiehlt uns kostbare Lebenszeit. Schon bald orientiert man sich an den anderen Kollegen, die auch den ganzen Tag nur stöhnen und sich auf den Feierabend freuen. Ob Konditor oder Zimmermann, Beamter oder Manager, darin sind sich alle einig: Arbeit ist lästig und letztlich überflüssig, bloß hilft es ja nichts, sie muss nun mal erledigt werden. Keiner macht einem Hoffnung, dass es auch ganz, ganz anders sein könnte. Ist es nicht tragisch, dass wir von früh bis spät darauf konditioniert werden, keine Arbeitsfreude zu empfinden. Als ob das etwas wäre, dessen man sich schämen müsste.

Kundenorientierung muss Freude machen

Wenn wir heute über Arbeit reden, meinen wir die Erwerbsarbeit. Damit  haben wir die Arbeitsfreude erfolgreich aus der Arbeitswelt hinaus getrieben. Wir arbeiten, um unser Leben zu finanzieren, nicht etwa, um es zu bereichern. Der gesellschaftliche Konsens lautet: Arbeit ist Broterwerb, mehr nicht. Menschen, die bei ihrer Berufswahl ausschließlich ihren persönlichen Neigungen folgen, werden noch immer schief angesehen. Das Ergebnis dieser Einstellung sieht man jeden Morgen: Man muss sich nur mal anschauen, mit welch langen Gesichtern die Menschen in ihren Autos und den öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen. Und mit diesen Gesichtern verrichten sie ihr Tagwerk und bedienen Kunden.

Banausentum gefährdet Servicekultur

Und damit sind sie zu Banausen geworden. Das geht schneller als man glaubt. In der Antike wären die meisten von uns „banausos“ gewesen. Das waren diejenigen, die es notwendig hatten, zum Broterwerb zu arbeiten. Keine Laien, das war das „ungebildete Volk“. Nein, die Banausen beherrschten ihr Handwerk auf hohem Niveau, aber sie übten es um Geld aus – und zwar nur um Geld. Wenn sie es nicht gemusst hätten, hätten Sie es bleiben lassen. Unter Zwang und unter Gier leidet natürlich die Qualität der Arbeit und des Services. Servicekultur und Kundenorientierung nur des Geldes wegen funktioniert nicht. Erfreuliche Kundenerlebnisse beginnen mit Arbeitsfreude. Ohne die Liebe zur Sache geht gar nichts. Die Liebe zur Sache ist die Basis für Wollen.

Der Weg zum Profi führt über den Amateur

Bis ins ausgehende 19. Jahrhundert wurden jene Menschen „Amateure“ und „Dilettanten“ genannt, die etwas beherrschten und ausübten, ohne den Gelderwerb damit zu bezwecken. Sie waren diejenigen, die liebten, was sie taten (amator, lat. der Liebhaber) und sich daran erfreuten (delectare, ital. sich erfreuen). Eine qualitative Abwertung war mit diesen Bezeichnungen nicht verbunden. Im Gegenteil, große kulturelle Leistungen wurden von Amateuren und Dilettanten erbracht: der Buchdrucker Franklin erfand den Blitzableiter, der Geheimrat Goethe entwickelte eine Farbenlehre und der Ordensbruder Mendel legte den Grundstein zur Genetik – alles Amateure und Dilettanten. Egon Friedell hat schon formuliert: „Im Dilettanten decken sich Mensch und Beruf!“

Was zeichnet also den wahren, den echten Arbeits-Profi aus? Dass er nicht um Geld für Kunden arbeitet? Das wäre Unfug. Der wahre Profi arbeitet auch um Geld, aber nicht nur. Der Weg vom Banausen zum Profi führt über den Amateur, der sich ein Quäntchen Liebhaberei an der Arbeit und am Kundenservice bewahrt hat. Wo sind Sie Amateur in Ihrer Arbeit? Wo sind Sie Dilettant? Was wollen Sie in Ihrer Arbeit tun, ohne es zu müssen?

Sie wissen nicht, wie Sie den Amateur in sich (er)finden? Dann versuchen Sie doch einmal, sich 4 Fragen ehrlich zu beantworten:

  1. Was ist mein Ziel – wohin will ich mit meiner Arbeit?
  2. Was ist mein Antrieb – was gibt mir Kraft zu meiner Arbeit?
  3. Was ist Erfolg für mich – worauf bin ich stolz in meiner Arbeit?
  4. Was ist meine Bedeutung – was bringe ich anderen durch meine Arbeit?

Wenn Sie sich diesen Fragen stellen und Antworten finden, die für Sie stimmig sind, dann schaffen Sie damit die Voraussetzung, den Amateur in sich zu erkennen und zum Profi zu werden. Dann gehen Sie mit dem Montag auch anders um.

Versuchen Sie es einmal wie in der Bibel beschrieben: beginnen Sie am Montag voller Schaffensfreude ein neues Projekt. Setzen Sie jeden Tag der Woche noch einen Schritt drauf, bis Sie sich dann am Wochenende wirklich eine Pause verdient haben. So entwickeln Sie aus der Arbeitsverpflichtung des Banausen die Arbeitsverlockung des Profis.