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Wie Sie vermeiden am Unvermeidlichen zu leiden

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Erwerbsarbeit hat im herrschenden Zeitgeist einen schlechten Ruf. Aber es ist nicht allein der Zeitgeist, der die Freude an der Arbeit stört. Unter den verschiedenen Argumenten, die Arbeit als unerfreulich zu empfinden, sticht eines besonders hervor: die widrigen Rahmenbedingungen – die Umstände, unter denen die Arbeit zu erledigen ist. Wie Sie dieses Argument neutralisieren können, erfahren Sie hier.

Zuerst gestalten wir das Umfeld, dann gestaltet das Umfeld uns

Arbeitsbedingungen und Arbeitsumfeld können das Engagement in der Arbeit erfolgreich torpedieren. Untersuchungen zeigen auf: Arbeit macht krank. Und sie macht immer kränker, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Laut einer Mikrozensuserhebung der Statistik Austria im Jahre 2013 fühlten sich 8 von 10 Erwerbstätigen am Arbeitsplatz zumindest einem körperlichen oder psychischen Risikofaktor ausgesetzt.

Doch Vorsicht: Nicht die Arbeit an sich macht krank, sondern die Art, wie wir sie organisieren und ausführen: Die Arbeitsintensität ist hoch; die Handlungsspielräume sind gering; die Abläufe sind eintönig; die soziale Unterstützung lässt zu wünschen übrig; Wertschätzung und Leistungsanforderung sind im Ungleichgewicht; das Verhalten am Arbeitsplatz wird aggressiver; das Betriebsklima leidet; die Arbeitsplatzsicherheit sinkt; der Chef ist unfähig; die Kollegen nerven; die Kunden sind unverschämt.

Gefährliche Orientierung an den Rahmenbedingungen

Natürlich wären ideale Rahmenbedingungen der Himmel auf Erden. Da würde jeder zur Höchstform auflaufen. Man könnte das auch Schönwetterarbeitsfreude nennen. In einem Projekt mit Verkaufsmitarbeiterinnen einer Kaufhauskette lautete der Befund: »Ich wäre ja motiviert, wenn da nicht die defekte Klimaanlage wäre, die langsamen Aufzüge und die quietschenden Rolltreppen.« Solch eine Orientierung an den Rahmenbedingungen ist gefährlich. Sie blockiert Fähigkeiten und verdirbt Freude.

In Workshops und in Coachings begründen Teilnehmer ihre Berufs- oder Arbeitsplatzwahl oft mit Rahmenbedingungen: »Ich wollte geregelte Arbeitszeiten«, »Ich wollte gute Sozialleistungen«, »Der Firmenstandort war in der Nähe«, »Es gab einen neutralen Firmenwagen«. Und oft führte das zur Erfahrung: »Wenn du deinen Beruf, deine Firma, deine Arbeit wegen der Rahmenbedingungen liebst, hast du ein Problem, wenn sich die ändern.« Und die können sich in der heutigen Zeit schneller ändern als einem lieb ist: Umstände wie Sparprogramme, Standortzusammenlegungen, Prozessoptimierungen, Joint Ventures, Chefwechsel können plötzlich alles verändern. Dann wäre es gut, wenn die Arbeitsfreude nicht nur von den Rahmenbedingungen abhinge. Denn die sind leider meist unbeeinflussbar.

Nützliche Orientierung am Kern der Arbeit

Zu viel Beschäftigung mit den negativen Rahmenbedingungen verstärkt die negative Wahrnehmung vom Job. Man sieht dann nur mehr das Negative. Daher braucht es ein positives Gegengewicht. Ein Gegengewicht, dass das Herz erfreut, das Hirn fordert und jedes Opfer wert macht. Was das sein könnte? Ich meine, die Grundbedingungen eines Berufes liefern diesen förderlichen Ausgleich. Das ist der Kern, der den Beruf bedingt und ausmacht. Und weswegen Sie ihn hoffentlich gewählt haben. Sie haben Ihren Beruf doch deswegen ausgewählt, oder?

Dass das fatalerweise nicht bei allen der Fall ist, zeigt eine Pressemeldung. Sie berichtete über eine Umfrage unter der Berufsgruppe der Flugbegleiter. Ein Beruf, der für viele nach wie vor als guter Job gilt. Was die Flugbegleiter am meisten stört? Ob Sie es glauben oder nicht, der Dienst am Passagier zählt für sie zu den schlimmsten Aspekten des Jobs! Ist das nicht tragisch und eigentlich traurig, wenn Menschen unter der Grundbedingung ihres Berufs am meisten leiden? Gäbe es Verkäufer ohne Kunden? Gäbe es Krankenpfleger ohne Patienten? Gäbe es die Alpen ohne Berge?

Das Verhängnis des Unvermeidlichen

Zweifellos hindern widrige Rahmenbedingungen daran, mit Begeisterung die Aufgaben zu erledigen. Aber – seien Sie realistisch – wann sind Arbeitsbedingungen denn wirklich ideal? Wenn wir darauf warten, warten wir vergeblich. Zu oft idealisieren wir das Unrealistische. Der alternative Leitspruch könnte doch lauten: Wegen, nicht trotz widriger Rahmenbedingungen mit Freude arbeiten. Sonst ist Arbeitsfrust der ständige Begleiter. Die Mühsal der Rahmenbedingungen ist nur mit Freude am Inhalt der Aufgabe zu ertragen.

Schon das Dienstreglement der k. u. k. Armee versuchte, diesen Frust zu vermeiden, indem es festhielt: Mühsale und Entbehrungen hat der Soldat mit männlicher Standhaftigkeit zu ertragen und zu bedenken, dass derlei Unzukömmlichkeiten im Leben des Kriegs oft unvermeidlich sind.

Wer unter dem Unvermeidlichen leidet, sollte etwas ändern: entweder seine Einstellung oder seine Situation.

Mehr darüber erfahren Sie hier